Man nehme eine Portion "Sinn für das Schöne", 2 Esslöffel "Liebe zur Poesie", 48 wundervolle Texte,
eine Prise "Wagnis" und würze das Ganze mit ordentlich "Ideenreichtum".
So entsteht das perfekte Gemisch für melancholische Tage und besinnliche Abende.
Wer will schon eine Standard-Anthologie?
Die letzte Hoffnung
Es gibt sie zu Hauf, diese Sammelwerke zeitgenössischer Dichtkunst. Wie Pilger auf dem heiligen Weg der Erleuchtung oder zumindest Anerkennung, strömen Autoren zu den aktuellen Ausschreibungen
und Wettbewerben im Netz.
Das Ziel: nur einmal eine Veröffentlichung in einem gedruckten Buch!
Was reizt dich daran? Ich mag zum Beispiel die Vorstellung, dass sich da irgendwo in 200 Jahren jemand in diese verlassenen Bücherentlagerplätze (sogenannte Bibliotheken) verirrt und dann genau
das Buch aufschlägt, indem mein Gedicht steht. Statistisch gesehen, ist das ganze Szenario recht unwahrscheinlich, aber ein Fünkchen der Hoffnung — von mir aus auch der letzten — hat noch nie
geschadet; Und Hoffnung leitete auch die Grundidee der SternenBlick-Anthologie. Warum sollten nur Verlage und namhafte Fachzeitschriften einen Sammelband realisieren dürfen? Und warum macht es
mich (als Autor oder Dichter) so wenig stolz in manchen von diesen Bänden mit meinem Gedankengut vertreten zu sein? Ist das die Frage, die man sich am Ende stellen möchte, nachdem man doch erst
voller Begeisterung seinen gesamten (zumeist poetisch völlig desinteressierten) Freundeskreis tagelang Freudengesänge zugemutet hat? Nein, natürlich nicht, höre ich es schon zwischen den
entrüsteten Zeilen raunen. Aber warum ist es dann so?
Was läuft eigentlich falsch?
. . .oder besser gefragt: Was fehlt? Und die Antwort ist eine verwegene Unterstellung, aber doch sehr offensichtlich: Die meisten großen Anthologien geben ein Thema vor (oder eben auch nicht),
schmeißen dann Einiges, was aus dem Raster fällt, raus und kompilieren anschließend alles stereotyp aneinander. Alles läuft über anonyme Bekanntmachungen, technisch ausgereifte Formulare,
standardisierte Eingangsbestätigungen und Zusagen. Wer wählt da eigentlich die Texte aus und nach welchen Kriterien? Klar, eine Auswahl ist IMMER subjektiv, aber wird sie zumindest von Jemandem
getroffen, der diese Arbeit aus Leidenschaft zu Dichtkunst macht?
Was also viele zeitgenössische Anthologien ermangeln, ist die persönliche Note. Dabei handelt es sich bei den Texten um seelentiefe Gedanken von Menschen, die am Ende für Menschen geschrieben
sind; die zum schmöckern, lesen, liebhaben einladen sollen. Wie soll ich als Autor eine Anthologie lieben, bei der ich nach Drucklegung feststelle, dass mein Gedicht in Miniatur-Typographie
zwischen 3000 anderen Gedichten steht? Scheinbar geht es eben auch ohne Auswahl! Ob das den Menschen wieder Freude an Poesie näher bringt, oder es eben doch nur der Langzeitverwahrung dient,
bleibt dahingestellt.
Und warum ist SternenBlick anders?
Die SternenBlick-Anthologie ist ein Liebhaberstück. Mein Liebhaberstück. Keiner der eingegangenen Beiträge ist zufällig in dieser Sammlung von Texten zum Thema: Kind sein und Kindheit. Alle Texte
passen nicht nur in unser Konzept, sondern haben diese erste Ursprungsidee um Längen übertroffen.
Und ja, ich bekenne, ich liebe Poesie und zwar solche, die mich berührt. Ich lese viel und gern Gedichtbände — von vorn bis hinten, weil ich der Meinung bin, dass sich jemand etwas bei der
Anordnung gedacht hat. Deshalb steht auch in "SternenBlick. Ein Gedicht für ein Kinderlachen" kein Text zufällig an einer bestimmten Stelle. Es
steckt viel Arbeit in den Details, aber sollte man schöne Worte nicht auch ehren durch einen schönen Ort, an dem sie verwahrt werden? Ich — die Herausgeberin — bin stolz über die entstandene
Anthologie (abgesehen von dem guten Zweck, dem der Erlös dient), weil sie von Menschen für Menschen ist.