Schon Rosa Luxemburg wußte: "Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken."
Oder anders gesagt: Politik geht uns alle an. Politische Entscheidungen haben Einfluss auf unser Leben
und die Gesellschaft in der wir leben. Wir dürfen eine Meinung dazu haben!
Wir dürfen unsere Meinung aussprechen! Warum nicht nachhaltig in lyrischer Form?
Bereichernde Vielfalt
Anhand jüngster Ereignisse, die immer wieder durch die Medien an uns alle herangetragen werden, bin ich bei meiner Suche nach neuen Beiträgen auf ein heikles, aber sehr wichtiges Thema gestoßen.
Politische Lyrik. Ja, Lyrik soll Freude bereiten. Sie soll schöne Ereignisse erzählen und Gefühle vermitteln. Aber es gibt nicht nur schöne Seiten im Leben, so sollte die Lyrik auch nicht nur von
einer positiven Grundstimmung betrachtet werden.
Es geschehen an jeder einzelnen Ecke schlimme Dinge, über die auch gesprochen und gedichtet werden muss.
Die Welt ist vielfältig und wir wollen auch vielfältige Lyrik verbreiten.
Deshalb sollte es kein Tabu geben. Lyrik ist der Ausdruck der Gefühle – und da gibt es kein Schwarz-Weiß-Denken.
Lassen wir auch die Lyrik nicht nur schwarz-weiß, sondern geben wir ihr unsere Farben. Lyrik darf und sollte auch kritisch sein.
Ein kritisches Beispiel habe ich mitgebracht.
Bertolt Brecht hat im Exil das Gedicht „An die Nachgeborenen“ (Paris 1939) geschrieben und äußert sich kritisch zum Zeitgeschehen.
Auszug aus Bertolt Brechts „An die Nachgeborenen“
[…]
Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! […]
[…]
Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.
Warum kritisch Schreiben?
Mit Poesie kann man seine Meinung ausdrücken, wieso also nicht auch auf politische Probleme hinweisen? Was uns bewegt, ist es wert aufgeschrieben zu werden!
Zwar lauten öffentliche Stimmen, dass Politik und Poesie nur schwer zu vereinen sind – vielleicht stimmt das auch.
Aber Gefühle haben auch mit politischem Hintergrund zu tun. Angst zum Beispiel kommt von politischer Unsicherheit und über Ängste zu schreiben kann höchst poetisch sein. Also probieren wir
einfach aus und schreiben über Gutes und Schlechtes – spielen mit Worten und Strukturen und entscheiden selbst, ob das dann Poesie ist.
Und warum das Thema?
Weil es wichtig ist! Sei es der Griechenlandkonflikt oder die Flüchtlingspolitik – all das umgibt uns. Also zücken wir unsere Stifte oder hauen in die Tasten und lassen uns auch zu diesen Themen etwas schreiben.
Ein kleiner Anreiz
Mach doch mal mit bei einem Wettbewerb für politische Lyrik!
Beispielsweise beim Wettbewerb: „Du sollst kein unbeteiligter Zuschauer sein“, der vom Geest-Verlag unterstützt wird. Anlass ist der 70. Jahrestag der Befreiung des deutschen
Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Überlebende des Holocaust rufen zum Kampf gegen Intoleranz, Gleichgültigkeit und Antisemitismus auf.
Einsendeschluss ist der 30.10.2015. Mehr Infos findest du hier.
Und noch bis zum 30.07.15 kannst du deine Meinung auch bei SternenBlick in lyrischer Form verkünden. Schau dir gleich die Ausschreibung zum Sonderband "Stummgelebt" an. Hier findest du alle Informationen und das Einsendeformular.
Autorin Carina Blumenroth studiert Germanistik in Düsseldorf und schreibt selbst Gedichte.