Michael Starcke 1949 bis 2016 - Ein Nachruf
der tag beginnt spät,
wie immer, wenn es zeit wird,
die koffer zu packen
für eine andere
unbeabsichtigte reise.
Noch immer bin ich bestürzt über den plötzlichen und viel zu frühen Tod von unserem lieben Autor, Michael Starcke. Trotz seiner zahlreichen Preise, die er im Verlauf seiner lebenslangen
Schreibtätigkeit erhielt, beteiligte er sich seit dem ersten Band „Ein Gedicht für ein Kinderlachen“ an allen Büchern, die ich mit SternenBlick
veröffentlichen dürfte.
Ein großer Poet und äußerst warmherziger Mensch, ist von uns gegangen und auch wenn ich ihn leider nie persönlich kennenlernen dürfte, wird er mir fehlen.
Dieser Nachruf entsteht als ein kleines Zeichen meiner Anerkennung und auch Dankbarkeit für Michael und all seine wundervollen Texte, die von ihrem Stil und Sinngehalt immer herausragend waren.
Ausserdem wünsche ich mir, dass seine Poesie nicht in Vergessenheit gerät.
schwierig,
näher an die welt zu treten,
als beabsichtigte man, sie
vor die lesebrille zu bekommen,
einen einzigen augenblick
anstatt ihres wahren gesichtes.
man sagt, die wahrheit läge
auf der straße, vielleicht hängt
sie auch zwischen zweigen,
an denen regentropfen
blitzen wie gestirne
oder sie wird wie ein paar schuhe
aus dem meer an land geschwemmt,
wo es verlassen ist.
[…]
Dieser Blick für das Detail, machte die Dichtkunst des 1949 geborenen Poeten besonders. Vor allem blieb er aber trotz vieler Auszeichnungen (u.a. den Hildesheimer Lyrikpreis 2014) immer ein
liebevoller und bedachter Mensch, der sich Zeit seines Lebens für die Kunst einsetzte (u.a. als Mitherausgeber der „Bonner literarischen Zeitung) und der die Verkaufserlöse seiner Bücher meist an
eine Kinderhilfsorganisation im Ruhrgebiet spendete.
Vor einiger Zeit, bat ich die SternenBlick-Autoren um eine kleine persönliche Beschreibung zu ihrem poetischen Schaffen, was ich ursprünglich für die Homepage als Erweiterung im Sinn hatte. Auch
wenn die Idee vorerst nicht fortgeführt (ausgeführt) werden kann, finde ich es passend, hier Michaels Text vorzustellen, den er mir damals zugesandt hatte:
„Fasziniert von Sprache und Wörtern schreibe ich, fast hätte ich gesagt, seit ich denken kann, arbeitete während meiner Schulzeit bei der Schülerzeitung mit und beschäftigte mich immer wieder
mit Gedichten, bis ich den Mut fand, selber welche zu verfassen. Einer Buchhändlerin, der ich ein paar meiner Versuche anvertraute, habe ich es zu verdanken, dass mein erstes Buch erschien. Bis
heute folgten 24 weitere, immer in engagierten Kleinverlagen.
Schreiben bedeutet mir so viel, wie die Luft zum Atmen und war mir in 42 Jahren, die ich in verschiedenen Apotheken arbeitete, Verarbeitungsmöglichkeit, ein Art Therapie, um mit meinen
Eindrücken fertig zu werden, den guten ebenso wie den schlechten. Es bedeutet mir auch, meine Leser zu sensibilisieren, sie auf die kleinen Dinge hinzuweisen, die sich oft genug versteckt im
Verborgenen zeigen.
Vor Jahren begann eine intensive Zusammenarbeit mit meinem Zwillingsbruder Peter, der zeichnet und malt und inzwischen eine Reihe meiner Bücher illustriert hat. Aus diesen Umstand heraus
entstanden dann auch „Star(c)ke Wortbilder“, Bilder, in denen meine Texte integriert sind, eine Symbiose von Wort und Bild.
Da wir beide uns unserer sozialen Verantwortung von Kindesbeinen bewusst waren und sind, gerade in unserer Funktion als Künstler, kamen wir gemeinsam schnell darauf, unsere Fähigkeiten für
karitative Zwecke einzusetzen.
Da ich selbst in meiner Jugend Kinderlähmung hatte und bis vor ein paar Jahren in einer Apotheke stand, wurde es mir, ebenso wie meinem Bruder, zur Herzensangelegenheit, besonders kranken und
benachteiligten Kindern helfen zu wollen.
Gemeinsam machten wir mehrere Kalender, deren Erlöse wir Kinderorganisationen spendeten und in diesem Jahr entstand gemeinsam mit der „Stiftung Kinderzentrum Ruhrgebiet“ ein Wortbilderbuch
„Starcke Kunst“, dessen Erlös den Kindern zugute kommen soll.
Mein Schreiben, das lebensnotwendige, bescherte mir bisher einige kleinere Preise, wobei ich auf den „Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechtes Schreiben“ besonders stolz bin. Denn, wenn
es auch pathetisch klingt, möchte ich mit meinen Gedichten aufrecht, in Sinne von aufrichtig, und wahrhaftig sein.“
du liest in mir,
wie in einem buch,
das von der begegnung
mit der liebe erzählt
In diesem Sinne wünsche ich mir, dass das poetische Vermächtnis und die menschlichen Spuren, die Michael uns hinterlässt, nicht in Vergessenheit geraten mögen. Seine Gedichte zeugen von einer tiefen Liebe – der Liebe zur Sprache, zu Menschen und den kleinen Momenten, die unser Leben ausmachen. Seid achtsam.
von allem,
was mir begegnet,
sind es immer nur
augenblicke,
die mir heilig sind.
Weitere Informationen zu Leben und Werk des Dichters, sind seiner Homepage zu entnehmen:
(Alle hier aufgeführten Gedichtauszüge stammen von Michael Starcke)